Auszug aus der Autobild vom 15. Dezember 2000
Extreme Reaktionen unter regenschwerem Tropenhimmel. Fassungslosigkeit und Euphorie. Unverständnis, Skepsis und der Glaube an eine automobile Weltrevolution:
Das Geheimnis um das Wasserauto des philippinischen Erfinders Daniel Dingel (AUTO BILD 42/00). den wir jetzt zum zweiten Mal in Manila besuchten, wird immer unergründlicher.
Das "Wunder von Manila" -ein Toyota Corolla. der dank geheimnisvollem Mini-Reaktor mit reinem Leitungswasser fahren soll - geht in die nächste Runde.
Ist Daniel, ein begnadeter Düsentrieb im immer gleichen T-Shirt und Jeans, der Einstein der Antriebstechnik?
Oder ein gerissener Scharlatan? Treibt der inzwischen von Anwälten und weltweiten Geschäftsgruppen gehetzte und von Klauseln, Vorverträgen und Absichtserklärungen umstellte Erfinder Hokuspokus auf höchstem Niveau? Oder ist es ihm tatsächlich gelungen, mit Wasser ein Auto fahren zu lassen?
Die Frage beschäftigt nicht nur uns: Hunderte von Leserbriefen haben die Redaktion erreicht. das Telefon stand nicht mehr still. Ingenieurbüros, Wissenschaftler. Tüftler - alle wollten wissen: Kann das wirklich sein?
Mit uns in Manila: zwei Männer. die sich mit ungewöhnlichen Phänomenen auskennen. Günther E. Brand (59), Erfinderförderer und Risikokapitalvermittler aus dem Rheinland, und sein technischer Berater. Kfz-Ingenieur Dieter Klauke (60).
Nach dem Treffen mit Dingel waren sie ebenso ratlos wie gespalten. So hin- und hergerissen im Für und Wider, dass sie sich nur mit einer Wette zu helfen wussten. Brand: "Ich wette 10 000 Mark. dass Daniel Dingel den Stein der Weisen gefunden hat. Ich bin den Wagen gefahren. habe keinerlei Hinweise auf herkömmliche Kraftstoffe wie Benzin, Diesel oder Gas feststellen können."
"Ich wette dagegen", so Fahrzeugbauer Klauke. "Niemand kann den ersten Hauptsatz der Thermodynamik ausser Kraft setzen. Er besagt, dass man maximal so viel Energie erzeugen kann, wie man reinsteckt. Dingels Ding kann nach der reinen Lehre der Wissenschaft nicht funktionieren. Eigentlich nicht."
Klauke, Geschäftsführer von zwei Smart-Centern in Köln und Aachen, erbittet Bedenkzeit, schläft noch eine Nacht darüber und lässt sich am nächsten Morgen überraschend doch ein Hintertürchen offen.
"Rein äusserlich und bis auf den Motoraum ist Dingels Auto ein ganz normaler Viertakt-Vierzylinder. Er wird wie jeder andere gestartet, zeigt das gleiche Fahrverhalten. hört sich wie ein handelsüblicher Corolla an und bietet auf den ersten Blick keinerlei Norm-Abweichungen. Kein mysteriöses Gefummel, keine Zusatzschalter, ausser ein paar für einen Prototyp üblichen Messschaltern.
Mit Sicherheit hat er auch keine verborgene Brennstoffzelle an Bord. Das Ding ist total normal."
Auf den ersten Blick. Der zweite verwirrt den deutschen Ingenieur gründlich. Klauke: "Es gibt keine erkennbaren Zeichen von Verbrennung fossiler Kraftstoffe an Bord. Womöglich ist Dingel in einen Grenzbereich jenseits der Normalität vorgestossen. Wenn er das geschafft hätte, wäre er ein neuer Einstein."
Dingel lacht. Verspottet uns, als wir sein Auto wiegen wollen - und verbietet es. Ist beleidigt. als Klauke mit einem Abgas-Tester kommt - und verbietet es. "Was wollt ihr? Mir mit solch simplen Tests die Zeit stehlen?
Beleidigt mich nicht. Ich bin nicht Einstein, es gibt auch keine Wunder. Es gibt nur den radikalen Bruch mit überliefertem Wissen. Und neues Denken."
Dann endlich nimmt er sich die Zeit, zu erklären, was er damit meint Es sei nicht - wie bisher vermutet - Wasserstoff, der sein Auto antreibt. "Den erzeuge ich zwar onboard, aber das allein reicht nicht", so Dingel. "Durch ein elektromagnetisches Feld wandle ich ihn in eine neue Form von Energie um. Eine Substanz, die, bis das Patent erteilt ist, mein Geheimnis bleibt. Sie ist es, die den Wagen antreibt. Sie ist es, die die Regel ,input gleich output ausser Kraft setzt."
Klauke, früher lange Motoren-Entwicklungsleiter bei Fichtel & Sachs. will mehr wissen. Investor Brand, der mit Geld und einem Heer von Juristen Dingel bei der Erlangung der Weltpatente helfen möchte, will alles wissen. Doch Dingel schweigt.
"Weil das Ganze so einfach ist", sagt er. "Wenn nach der Patentierung meine Erfindung bekannt wird. werden alle lachen. So einfach ist die Lösung."
Bis dahin nur so viel: Die neue Energieform bildet sich in einem so genannten Konverter. Und an den lässt Dingel natürlich niemanden heran. Der Erfinder bleibt dabei: Aus dem Wasserstoff entstünde etwas ganz Neues, energiereicher als herkömmlicher Kraftstoff. Sein alter Corolla brauchte deshalb als zusätzliches Schmiermittel Dingels spezielles EMF-01, einen Mix aus tropischen Pflanzenextrakten und chinesischen Aromaten - "sonst würden sich die Kolben festsetzen".
Wenn das alles stimmt, wäre einiges zerstört: die Wasserstoffmodelle der Giganten Mercedes, Ford und BMW mit ihren Brennstoffzellen. Wasserstoff- und Methanol-Motoren. Denn das System Dingel, laut Brand nachgerüstet für unter 5000 Mark zu haben, kann man für jedes bereits existierende Auto der Welt passend machen.
Zerstört, wenn es denn so wäre, würde auch die Abhängigkeit der Welt vom ÷l. Nicht weiter zerstört dagegen würden die Ozonschicht und unser Klima. Denn Dingels Wasserauto braucht nichts, will nichts. Nur einen Liter H2O pro 100 Kilometer Fahrt. Es hinterlässt auch nichts - ausser Wasserdampf.
Merkwürdig nur: Der Lappen, den Brand an den Auspuff hielt. roch zunächst im nassen Zustand nicht, aber am nächsten Morgen, inzwischen getrocknet, doch leicht nach aromatisierten Kohlenwasserstoffen. "Rein theoretisch kann das vom Motoröl sein", vermutet Brand. Oder vielleicht doch Benzinrückstände?
"Wir müssen jetzt volle Fahrt aufnehmen, um Dingels Erfindung auf den Weg zu bringen", wirft Investor Brand ein, der mit seiner Firma "Brabon" weltweit schon über 50 Erfindern zu Patenten verholten hat. Er plant. Dingel samt Auto nach Europa zu holen und allen Interessierten vorzustellen.
"Die Automobilvorstände sollten Daniel Dingels Erfindung ernst nehmen. Nach dem, was ich hier erlebt habe, könnte es sich um eine echte Revolution handeln. Dieser Mann scheint ein Genie zu sein."
Und das gleicht manchmal eher einem Phantom. Eben noch da, ist er schon wieder weg. Diesmal auf dem Weg nach Taipeh, wo einer der reichsten Unternehmer des Landes, Kunststoffmagnat Wang, Dingels Erfindung in eine neue Generation von Hybrid-Autos "made in Taiwan" einbauen will.
Gleichzeitig verhandelt eine Schweizer Gruppe, die in Verbindung zu Citroen stehen soll, ernsthaft mit dem kauzigen Erfinder. Investor Brand: "Wir müssen uns sputen, sonst verpassen wir Deutschen eine Jahrhundertchance." Möglicherweise. Jörg Wigand
Bildunterschriften:
Grundlagenforschung: Mit seinen selbst gebastelten Apparaten will Daniel Dingel später einmal ganze Stadtviertel mit Energie versorgen. Zurzeit muss noch der Hausflur als Labor herhalten.
Chemie-Stunde: Im Mini-Reaktor (Pfeil) wird das füllte Wasser in seine Bestandteile zerlegt.
Chitika
Dienstag, 3. Juni 2008
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1 Kommentar:
Fahrzeuge mit Wasser anzutreiben ist ja nun keine Neuigkeit mehr...
Leider wird es immer wieder von Theoretikern und Nörglern die sich nie mit der Technik in der Praxis beschäftigen als nicht möglich hingestellt.
Die Praktiker freuen sich lieber über die Benzinersparnis.
Beispiel: Mein BMW 323Ci benötigt nach dem Umbau noch ca. 4L/100km.
Alle Infos dazu gibts auf www.wasserauto24.de
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